Im Test: Hohner Marine Band Crossover

Die Hohner Marine Band Crossover im Test ist eine Mundharmonika, die sehr beliebt ist. Sie eignet sich für Rock, Blues, Folk und vieles mehr. Doch lohnt sie sich im Vergleich zu anderen Harps? Ist sie wirklich nur eine modernisierte Version der Marine Band Classic? Das erfährst du jetzt im Test-Bericht zur Hohner Marine Band Crossover.

Test Hohner Marine Band Crossover Blues Harp Mundharmonika

Auf einen Blick

Modell

Marine Band Crossover

Hersteller

Hohner

Mundharmonika-Art

Diatonische Mundharmonika, 10 Kanäle

Spieler-Level

alle, vorzugsweise Fortgeschrittene

Geeignet für Musikrichtungen

Blues, Rock und mehr

Preis

62€

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  1. Hintergrund
  2. Ausstattung
  3. Besonderheiten
  4. Unboxing
  5. Praxis-Test
  6. Hohner Marine Band Crossover im Vergleich
  7. Pro & Contra
  8. Fazit



Hintergrund

Der Vorläufer der Hohner Crossover ist das Modell Marine Band, welches Jahrzehnte lang der Standard in Blues, Rock und Country-Musik war. Diese Mundharmonika wurde schon 1896 eingeführt und blieb über viele Jahre weitgehend gleich.

Im Laufe der 1980er verschlechterte sich die Qualität der Harps jedoch fortwährend, weil die von Hohner genutzten Werkzeuge zunehmend abgenutzt waren. Als Reaktion darauf entstand in den Vereinigten Staaten eine Szene von Mundharmonika-Technikern, den Customizern, die aus der Marine Band das Optimum herauskitzelten.

In den 1990ern führte Hohner eine neue, modulare Produktlinie ein, die auf modernsten Werkzeugen, mit höchster Qualität hergestellt wurde. Leider kam es dabei während der Umstellungsphase der ersten Serien zu Problemen, worunter der Ruf der MS-Serie erheblich litt. In den USA erfuhr der Hersteller daher erheblichen Widerstand, weswegen die ursprüngliche Version der Marine Band wieder eingestellt wurde.

Auf Betreiben des Mundharmonika-Virtuosen Steve Baker, der auch mit Hohner zusammenarbeitet, wurde der schwäbische Mundharmonika-Hersteller glücklicherweise davon überzeugt, seine Erfolgs-Mundharmonika zu retten.

Hohner setzte sich mit den besten Mundharmonika-Customizern zusammen und übernahm deren Verbesserungen in zwei neuen Modellen: Die Hohner Marine Band Crossover* und die Marine Band Deluxe.

Hohner Marine Band Crossover frontal aufgestellt

Die Hohner Marine Band Crossover wurde 2005 vorgestellt. Sie wird, wie alle Marine Bands, in Trossingen hergestellt. Sie ist die moderne Inkarnation des Klassikers, bei dem Hohner einige Dinge optimiert hat.

Unter anderem hat sie einen Kanzellenkörper aus Bambus, der dreifach versiegelt ist, verbaut. Ihre Kanalöffnungen sind abgerundet. Und sie soll auf Lautstärke und schnelle Ansprache optimiert sein. Im Gegensatz zur Deluxe hat sie eine moderne Kompromiss-Stimmung, bei der das Melodiespiel in unterschiedlichen Tonarten reiner klingt.

Die Crossover hat viele Optimierungen an Bord, auf die der Hersteller stolz ist. Aber kann die Crossover das Versprochene wirklich einlösen?

Ausstattung – Überblick

Es handelt sich bei der Hohner Marine Band Crossover um ein diatonisches Instrument mit 10 Kanälen. Dementsprechend hat sie 20 Messingstimmzungen, die in der traditionellen Richterstimmung gestimmt sind. Die Maße der Mundharmonika sind in der Länge 10cm, in der Breite 2,5cm und in der Höhe 2,1 cm. Das getestete Exemplar lag in der Tonart Bb vor.

Bei der Materialauswahl hat der Hersteller Wert auf beste Performance gelegt. Das zeigt sich auch an dem neuartigen Kanzellenkörper aus Schicht-verleimtem Bambus-Holz. Das Holz ist mit drei Lackschichten voll-versiegelt, was gegen Aufquellen bei längerem Spielen schützt und die Mundharmonika abdichtet.

Das Material der Stimmplatte ist ebenso, wie das der Stimmzungen, aus Messing. Bei letzteren scheint eine neue Legierung im Einsatz zu sein, die jetzt einen höheren Kupferanteil hat. Die Stärke der Platten beträgt 0,9mm. Die Stimmplatten werden mit nur 3 Schrauben zusammengehalten. Die Deckel sind dafür mit 4 Schrauben fixiert.

Hohner Marine Band Crossover seitlich mit Bambuskoerper und Oeffnungen

Die zwei Deckel sind aus Edelstahlblech und haben eine seitliche Öffnung. Dadurch erscheint die Mundharmonika für den Spieler heller und lauter zu klingen, als bei geschlossenen Deckeln. Die hintere Öffnung ist relativ groß und frei, was auch die Lautstärke fördert.

Der Hersteller empfiehlt die Marine Band Crossover für Blues und Rock, generell aber für alle aus dem Blues hervorgegangenen Musikstile. Aufgrund ihrer Kompromiss-Stimmung, kann man sie aber eigentlich in jedem Musikgenre, wie auch Jazz oder Volksmusik wirksam einsetzen. Aufgrund der Spieleigenschaften ist sie für Spieler jedes Niveaus einen Blick wert. Da sie jedoch aufgrund ihrer Bauweise freiliegende Stimmplatten hat, sollte sie von Anfängern eher gemieden werden.

Besonderheiten

Bei der Marine Band Crossover von Hohner, wurde an einigen Stellschrauben gedreht. Sie soll dadurch die modernste Variante der Marine Band sein.

Hohner Marine Band Crossover weite Oeffnung der Deckelplatten hinten

Die nach hinten weit geöffneten Deckelplatten sorgen für eine höhere Lautstärke im Vergleich zur Marine Band Classic*. Die Stimmplatten und Deckel sind zur Verbesserung der Wartung und Luftdichtheit mit Schrauben fixiert. Auch die Stimmzungen wurden durch Voreinstellung der Löskurve auf eine verbesserte Ansprache optimiert.

Die Crossover teilt die meisten Verbesserungen mit der Marine Band Deluxe. Im Gegensatz zu dieser hat sie aber einen Kanzellenkörper aus Bambus-Holz. Dieses Holz soll zu einem helleren und deutlicheren Klang führen.

Hervorzuheben ist dazu der mehrfach versiegelte Holzkörper, durch den frühere Probleme mit anschwellendem Holz und schlechter Luftdichtheit passé sind. Durch die abgeschrägten Kanalöffnungen vermindert sich die Reibung und die Mundharmonika sollte flüssiger spielbar sein.

Unboxing

Hohner Marine Band Crossover Unboxing Karton Anleitung Etui

Der Lieferumfang der Mundharmonika besteht aus:

  • einer Marine Band Crossover Mundharmonika
  • einem Etui aus Nylon mit Reißverschluss
  • einer Bedienungsanleitung
  • und einem Karton

Hohner Marine Band Crossover im Praxis-Test

1 Erster Eindruck und Verarbeitung

Die getestete Hohner Crossover wurde im Handel beschafft und mehr als ein Jahr genutzt. Es handelt sich also um einen Langzeit-Test.

Hält man die Crossover zum ersten Mal in den Händen, fällt zunächst ihr erfrischender Look auf, den sie aufgrund des Bambus-Holzes bekommt. Das helle Holz und die glatte Lackoberfläche erinnern an edles Elfenbein.

Es fällt zudem auf, dass die Mundharmonika kleiner im Vergleich zu anderen Harps ist. Vor allem ihre Breite nach hinten ist merklich kleiner. Das hat sie mit der Hohner Marine Band gemeinsam, von der sie ja abstammt.

Trotzdem liegt sie erstaunlich gut in der Hand, denn sie ist leichter, als andere vergleichbare Instrumente. Und ihr hinten steil aufstehender Deckel gibt einen effektiven Halt. Doch der Deckel ist leider nicht perfekt. Dazu im folgenden unter Ergonomie mehr.

Hohner Marine Band Crossover liegend mit Kanzellenloechern vorne

Bei der Verarbeitung hat die Crossover zugelegt. Denn, wie auch der spätere Blick in die Eingeweide der Harp offenbaren, hat sie sehr geringe Toleranzen. Und der Kanzellenkörper ist sehr gut versiegelt. Insbesondere die Stellen, mit denen der Mund in Kontakt kommt, sind besonders stark lackiert.

Insgesamt sind die Verarbeitung und die Materialien gut.

2 Ergonomie

Wie schneidet die Crossover bei Spielgefühl und Ergonomie ab? Schließlich wird sie als besonders ergonomisch beworben. Und das stimmt im Vergleich zu ihrem Vorgänger, der Marine Band. Denn hier wurden Verbesserungen eingeführt.

Zum einen ist das der voll versiegelte Holzkörper. Zum anderen wurden die Kanalöffnungen abgerundet. Beides sorgt dafür, dass die Reibung des Munds verringert ist. Die Crossover flutscht im Vergleich zur Marine Band Classic tatsächlich etwas besser.

Allerdings hat auch die Crossover hinsichtlich der Ergonomie noch viele Defizite, die sie mit ihrem Vorgänger teilt. Denn was bringen abgerundete Kanalöffnungen, die man beim Spielen kaum spürt, dafür aber die einschneidenden Stimmplatten umso mehr?

Die Stimmplatten kommen bei der Sandwich-Bauweise zwangsweise mit den Lippen in Kontakt und scheuern diese gerne auf. Nach längerem Spielen merkt man das dann deutlich. Daher ist die Crossover, wie alle Mundharmonikas dieser Bauart, aus meiner Sicht auch nicht für Einsteiger zu empfehlen. Für viele ist das auch der Grund, warum sie die Mundharmonikas dieser Bauart nicht mehr spielen.

Hinzu kommt, dass bei meinem Exemplar die untere Stimmplatte ab Werk nach vorne abstehend montiert war. Die Reibung war so unangenehm, dass ich schließlich die Harp auseinandergebaut habe, um es zu korrigieren. Hier scheint es sich um eine Exemplar-Streuung zu handeln. Allerdings konnte ich das Problem sehr schnell selbst beseitigen, danach spielt sie sich super.

Hohner Marine Band Crossover vor Schutz-Case liegend

Beim Anfassen der Harp fällt die scharfe Kante des hinten hochgebogenen Deckels auf. Denn die äußere Kante des hochgebogenen Bereichs ist scharfkantig und schneidet sich wie ein Messer in die Hand. Dadurch kann man die Crossover nur unangenehm halten.

Dazu kommt, dass die Mundharmonika insgesamt kantig wirkt. Ihre Ecken sind nur sehr gering abgerundet und die Übergänge sind hart. Die Deckel wirken auf den ersten Blick dünner, als bei anderen deutschen Herstellern. Sind aber trotzdem sehr stabil. Eben wie bei einer 125-jährigen Mundharmonika, denn an der grundlegenden Form der Marine Band hält der Hersteller aus Tradition fest.

So mancher Mundharmonika-Techniker hat in der Vergangenheit gutes Geld damit verdient, diese scharfen Kanten abzufeilen. Dass es besser geht, zeigt Hohner bei seinen Modellen der Progressiv-Serie (zum Beispiel Hohner Rocket oder Hohner Special 20), die durch ihre abgerundeten Formen sehr ergonomisch sind.

Zusätzlich hatte ich nach dem ersten Spielen tagelang einen komischen Geschmack im Mund. Auf der Hohner Website fand ich, dass das Mundstück mit „UltraGlide“ eingeschmiert sei. Das hinterlässt bei mir ein schwäbisches „Geschmäckle“.

Ich finde bei der Ergonomie hat die Crossover noch Nachholbedarf und ist noch nicht auf dem Stand der Zeit. Unter den kleinen Mängeln leidet das Spielgefühl. Hier haben andere Hersteller gezeigt, dass es besser geht. Selbst Hohner liefert bei seinen anderen Modellen besser ab.

Das ist schade, denn abgesehen davon, ist die Crossover wirklich ausgezeichnet.

3 Ansprache

Wie gut ist die versprochene Ansprache der Hohner Crossover? Hier kann vorgreifend schon einmal gesagt werden, dass es sich um das Highlight der Crossover handelt. Denn mit der Crossover macht die Marine Band einen großen Sprung.

Hohner Marine Band Crossover aufgestellt frontal sichtbar

Die Spielbarkeit ist durch die spitzen-mäßige Ansprache ausgezeichnet. Die Crossover ist für eine Holz-Mundharmonika ausgesprochen luftdicht. Klar geht im Vergleich zu einer Special 20* oder einer Rocket* etwas mehr Luft verloren. Aber es ist wirklich minimal und sehr, sehr gut für eine Holz-Harp. Viel besser dürfte es nicht mehr gehen.

Das zeigt sich auch daran, dass die Mundharmonika schon bei leisesten Tönen schnell anspricht. Die Bendbarkeit ist ebenfalls ausgezeichnet. Auch schwierige Bends sprechen schnell und lautstark an. Der Bend sitzt dabei exakt und Bends lassen sich nuanciert spielen. Besser geht es nicht.

Von Haus aus ist die Crossover bereits sehr gut eingestellt. Es braucht im Prinzip keine Nacharbeiten. Die Lösabstände sind schon sehr zufriedenstellend eingestellt. Sogar Overblows gelingen „out of the box“ ganz gut. Und das sogar beim Overblow in Kanal 1, bei dem oft Nacharbeit an den Lösabständen notwendig ist.

Die Ansprache aller Töne ist über die gesamte Mundharmonika gleichbleibend gut. Es fällt stark auf, wie schnell und exakt sie beim Spielen anspricht. Man merkt, dass bei der Produktion mit sehr geringen Toleranzen gearbeitet wird.

Hohner Marine Band Crossover ganz im Schutzetui liegend

Alles in allem macht es ungeheuer Spaß, die Crossover zu spielen. Ihre Luftdichtheit, erlaubt ein Spiel mit hoher Dynamik. Durch ihre exzellente Ansprache gibt sie kleinste Änderungen in der Spielweise wieder. Dadurch erlaubt sie mehr Details durch bessere Nuancen abzubilden.

Bei der Ansprache hat sich die Crossover die Bestnote verdient.

4 Sound

Ein wichtiger Aspekt einer jeden Mundharmonika ist ihr Klang. Was ist in dieser Hinsicht von der Hohner Marine Band Crossover zu erwarten?

Beim Spielen mit der Crossover fällt einem zuerst auf, dass sie den typisch, knackigen Hohner Marine Band Sound hat, wie man ihn von unzähligen Blues-Platten kennt. Das sollte auch nicht verwundern, schließlich steht sie in dieser Tradition.

Hohner Marine Band Crossover Details Schrauben, Kamm hinten, Deckelplattengravur vorne

Laut dem Hersteller soll die Crossover durch den Bambus-Körper besonders hell klingen. Und das kann ich auch so bestätigen. Inwiefern das am Bambus liegt, weiß ich nicht.

Aber sie klingt tatsächlich heller und klarer im Vergleich zu anderen Marine-Bands von früher. Man könnte vielleicht bellend dazu sagen. Auf jeden Fall sehr exakt und klar. Und auch im Vergleich zur Special 20 ist sie einen Tick klarer, was aber wohl wirklich durch die offenen Deckel auf der Rückseite kommt.

Man kann den hellen Klang auch von der anderen Seite aus betrachtet, als dünner und etwas blechern bezeichnen. Denn wenn die Höhen dominieren, dann fehlt meist der Körper und der Bass. Trotzdem klingt die Hohner Crossover noch ausgewogen, keineswegs bissig und sehr gut definiert.

Die Klarheit ist genau das, was einem im Zusammenspiel einer Band auch für den Zuschauer hörbar macht. Und beim Spiel im Tongue-Block, ist man über das bisschen mehr Klarheit immer dankbar, vor allem wenn man dazu noch mit einem Bulletmikro spielt.

Hohner Marine Band Crossover Deckelplatte und Tonart Bb

Bei der Crossover in der Bb-Tonart schwingt ein Hauch von Saxophon mit. Vor allem die Bends haben einen Sax-Einschlag, wie man ihn von Litttle Walter kennt. Das gefällt mir sehr gut.

Alle Akkorde klingen rund und weisen nur wenig Schwebung auf. Hier ist ein exzellenter Kompromiss bei der Stimmung gelungen. Denn sowohl das Melodiespiel in verschiedenen Positionen, als auch die Akkorde klingen stimmig. Auch die Oktaven klingen sehr rein.

Mit Blick auf die mögliche Lautstärke und die damit verbundene Dynamik, kann gesagt werden, dass die Crossover wirklich lauter als frühere Modelle ist. Natürlich sind die Messingzungen immer noch der limitierende Faktor. Und bei der Crossover fällt auf, dass die Stimmzungen bei sehr lautem Spielen zu Scheppern anfangen.

Aber die Crossover hat schon eine exzellente Dynamik, weil sie sich auch extrem leise spielen und benden lässt. Und bietet eben den typischen Messing-Sound. Beim Spielen hat die Crossover sonst keinerlei Nebengeräusche, wie man es auch von einer Qualitätsharp erwartet.

Insgesamt klingt die Hohner Crossover sehr funky und sehr direkt. Und das mit einer hohen Dynamik.

5 Stimmgenauigkeit

Bei der Hohner Crossover handelt es sich um eine Mundharmonika in der traditionellen Richter-Stimmung. Die Feinstimmung erfolgt dabei mit einer Kompromiss-Stimmung zwischen der traditionellen Stimmung der Marine Band und der für das Melodie-Spiel optimierten temperierten Stimmung. Diese spezielle „Kreuz-Stimmung“ ist auch der Namensgeber der Crossover.

Hohner Marine Band Crossover aufgestellt, Kanzellenloecher und rueckseitige Deckelplatte

Die Harp ist mit dem Referenz Ton 445 Hz gestimmt. Sie erlaubt also auch bei etwas höherem Lufteinsatz, dass die Töne im Zusammenspiel mit anderen Musikern nicht verstimmt klingt.

Wie bei allen Hohner-Harps, die ich in den letzten Monaten in den Händen hatte, ist auch die Crossover sehr gut ab Werk gestimmt. Das merkt man gleich an der exzellenten Oktavreinheit. Auch die Quinten sind sehr gut gestimmt.

Beides ist bei meinem Exemplar schwebungsfrei, oder mit sehr wenig Schwebungen. Wie schon erwähnt, ist auch der Kompromiss für die Akkorde sehr gut gestimmt und hat akzeptable Schwebungen im Vergleich zur traditionellen Stimmung.

Während des Testzeitraums von über einem Jahr, war die Standfestigkeit der Stimmzungen hervorragend. Ich konnte keinerlei Verstimmen feststellen.

6 Wartung und Reinigung

Kommen wir zur Wartung der Marine Band Crossover. Hier kann man der Crossover eine große Verbesserung attestieren. Denn im Vergleich zum Vorgänger Marine Band Classic, ist sie komplett mit Schrauben, statt mit Nägeln montiert. Sie lässt sich dadurch einfach auseinander- und zusammenbauen.

Die Fertigung wurde bei den neuen Modellen auf ein neues Niveau gehoben. Beim Aufschrauben merkt man das gleich an den neuen Materialien und den geringen Toleranzen im Vergleich zu früheren Harps. In Puncto Langlebigkeit gehe ich von der bekannten Hohner-Qualität aus.

Doch wie einfach ist die Crossover zu reinigen? Weil sie komplett verschraubt ist, kommt man schnell ins Innere. Dank der glatten Lack-Oberfläche, bleibt nur wenig an dem Holzkörper hängen und die Reinigung fällt leicht. Der versiegelte Kanzellenkörper quilt nicht mehr, so wie der alte der Marine Band. Dadurch kann man die Mundharmonika auch mal vorsichtig mit Wasser reinigen.

Hohner Marine Band Crossover Front mit abgeschraegten Kanzellenloechern

Unterm Strich ist die Marine Band Crossover sehr gut zu reinigen und warten.

Hohner Marine Band Crossover im Vergleich

Im folgenden vergleichen wir die Hohner Marine Band Crossover mit anderen Mundharmonika-Modellen:

Hohner Marine Band Crossover vs Hohner Marine Band Deluxe

Vergleichen wir die Hohner Crossover* mit der Marine Band Deluxe*. Ins Auge sticht schon beim ersten Blick der Elfenbein-farbene Kanzellenkörper der Crossover. Die Deluxe hat dagegen einen hellbraunen Körper aus Birnbaum-Holz.

Hohner Marine Band Crossover vs Hohner Marine Band Deluxe


Ergonomie & Ansprache

Insgesamt sind die Mundharmonikas in etwa vergleichbar. Äußerlich und von der Bauweise gibt es sonst, abgesehen von den Schrauben, keinerlei Unterschiede. Die Ergonomie ist also auch fast identisch, denn beide liegen gleich in der Hand. Bei der Deluxe sind aber die Kanäle stärker abgeschrägt. Dadurch lassen sich Einzeltöne geringfügig schwerer spielen, als auf der Crossover.

Die verwendeten Materialien und Stimmzungen sind bei beiden Modellen exakt gleich. Auch die Abstimmung ist gleichermaßen sorgfältig. Dadurch gleicht sich die Ansprache der Crossover mit der der Deluxe. Beide sind genauso luftdicht.


Klangliche Unterschiede

Rein vom Sound gibt es leichte Unterschiede. Der Bambus-Körper der Crossover klingt vielleicht etwas heller, als bei der Marine Band Deluxe. Es sind aber wirklich nur Nuancen, die kaum jemandem auffallen dürften.

Der Hauptunterschied liegt in der Stimmung beider Harps. Durch das Stimmsystem der Crossover* eignet sie sich mehr fürs Melodie-Spiel in Positionen, wo sie reiner und weniger verstimmt klingt. Die Marine Band Deluxe* dagegen ist auf das Akkord- und Bluesspiel optimiert. Sie klingt hier eine Spur satter und fetter.

Alles in allem kommt es auf die eigene Präferenz an.

Hohner Marine Band Crossover vs Seydel Blues 1847 Classic

Beim Vergleich der Hohner Crossover* mit der Seydel Blues 1847 Classic fällt schon äußerlich die große Ähnlichkeit beider Harps auf. Beide sind Holz-Harps und haben hinten eine riesige Öffnung. Die Crossover hat seitliche Deckelöffnungen, wodurch sie auf den Spieler lauter wirkt.


Ergonomie & Spielgefühl

Die Seydel 1847 hat einige Punkte, die besser gemacht wurden, als bei der Crossover. Sie trumpft bei Ergonomie und Spielgefühl auf. So sind alle Ecken und Kanten abgerundet und sogar der Kanzellenkörper ist am Mundstück rund und hat fließende Übergänge. Die 1847 fühlt sich daher im Mund viel angenehmer an, als die Crossover.

Hohner Marine Band Crossover vs Seydel Blues 1847 Classic


Verarbeitung

Auch bei der Verarbeitung liegt die Seydel vorne. Die Lackschicht der 1847 ist deutlich dicker, wodurch sie besser versiegelt ist. Die Stimmplattenstärke ist dicker, wodurch der Sound theoretisch stärker sein sollte. Zudem hat die 1847 fünf statt drei Schrauben, die den Körper zusammenhalten.

Die Edelstahlstimmzungen der 1847* sind stimmstabiler und haltbarer, als Messingstimmzungen. Sie sind vor allem bei Spielern mit hoher Lautstärke besser geeignet, weil die Zungen auch bei hohem Luftdruck noch ihre Tonhöhe halten. Dadurch sind effektiv größere Lautstärken möglich. Allerdings ist die Crossover durchaus eine laute Harp.


Ansprache & Stimmung

Marine Band Crossover* punktet dafür bei der Ansprache. Sie reagiert sehr schnell und ist mit sehr geringem Lufteinsatz spielbar. Bends sind sehr exakt, schnell und differenziert spielbar. Das ist für Holz-Mundharmonikas beispiellos.

Ein weiterer Unterschied besteht zwischen den Stimmzungen. Die Crossover* hat eine Kompromiss-Stimmung und bei ihr klingen Melodien in unterschiedlichen Positionen weniger verstimmt. Sie ist für Spieler besser, die auf demselben Instrument oft mit unterschiedlichen Tonarten unterwegs sind.

Die Seydel Blues 1847* hat die traditionelle Stimmung, wie sie auch Hohner in den 1950ern verwendet hat. Darum klingt auf ihr Blues auch etwas authentischer, als auf der Crossover. Doch dafür hat Hohner die Deluxe im Angebot.

Hohner Marine Band Crossover vs Hohner Special 20

Die Hohner Crossover ist im Vergleich zur Special 20 eine Mundharmonika in Sandwich-Bauweise. Das heißt, sie hat einen Holz-Kanzellenkörper auf dem die Stimmplatten direkt montiert sind. Der Nachteil dieser Bauform ist, dass die Lippen direkt mit den scharfen Stimmplatten in Berührung kommen.

Hohner Marine Band Crossover vs Hohner Special 20


Ergonomie

Hinsichtlich der Ergonomie ist die Crossover deswegen und wegen ihrer scharfkantigen Deckel nicht so gut aufgestellt, wie die Special 20*. Denn bei letzterer sind die Lippen durch den Kunststoffkörper gut geschützt. Sie ist darum angenehmer zu spielen.


Ansprache

In Puncto Ansprache hat dagegen die Crossover* ein wenig die Nase vorne. Doch die Special 20 ist in dieser Hinsicht auch schon sehr gut.

Hohner Marine Band Crossover vs Hohner Rocket Amp

Auch im Vergleich zur Rocket Amp fällt bei der Crossover zunächst ins Gewicht, dass diese eine traditionelle Holz-Bauweise aufweist. Die Rocket* und Rocket Amp* glänzt mit der besten Ergonomie aller Kunststoff-Harps. Hier kann auch die Crossover nicht mithalten.

Hohner Marine Band Crossover vs Hohner Rocket Amp


Ansprache & Klang

Die Ansprache ist bei der Rocket und der Crossover im Wesentlichen gleich. Das verwundert kaum, denn sie benutzen ja das gleiche Innenleben. Der Klang der Crossover ist ein wenig heller, denn die Rocket hat in den tiefen Mitten mehr Körper.

Letztlich ist die Kaufentscheidung also davon abhängig, ob man eher eine Holz- oder eine Kunststoff-Harp bevorzugt.



Pro & Contra

Pro – Was gefällt

  • ausgezeichnete Spielbarkeit, Bending und Overblows gelingen sehr gut

  • lauter, dynamischer und ausdrucksstarker Sound

  • hervorragende Ansprache, die kleinste Details im Spiel widerspiegelt

  • super von Werk aus eingestellt

  • sehr gut gelungene Kompromiss-Stimmung und exzellent ab Werk gestimmt

Contra – Was ist mir aufgefallen

  • Handgefühl: scharfkantiger Korpus, unangenehme und hinten zu steile Deckel

  • Stimmplatten reiben beim längeren Spielen am Mund

Bewertungs-Kategorien

Und so setzt sich die Bewertung der getesteten Hohner Marine Band Crossover zusammen:

Ergonomie
Verarbeitungs-Qualität
Ansprache
Einstellung
Wartungs-Freundlichkeit

Fazit

Mit der Marine Band Crossover* hat Hohner ein Glanzstück abgelegt. Selten ist eine Mundharmonika so lebendig und klar bei gleichzeitig großer Dynamik gewesen, wie diese. Es macht einfach Spaß diese Mundharmonika zu spielen.

Auch die Materialien und die Verarbeitung ist auf dem gewohnten Niveau aus dem Schwarzwald. Die Abstimmung der Mundharmonika ist schon ab Werk hervorragend. Die Stimmung ist ein gelungener Kompromiss, der einen breiten Einsatzbereich ermöglicht. Damit wurde der Klassiker erfolgreich renoviert.

Wäre da nicht die Ergonomie, die auf dem Stand eines 125-jährigen Instruments zurückzubleiben scheint. Hier wären kleine Verbesserungen, die nicht auf Kosten des Sounds gehen, wünschenswert.

Die Crossover empfiehlt sich für alle Liebhaber von Holz-Harps, die ein erstklassiges Instrument wünschen, an dem man nicht mehr selbst Hand anlegen muss. Sie eignet sich für alle modernen Stilarten, aber auch für Blues.



Bewertung: (gut)

Preis-Leistungsverhältnis: (gut)



Preis: 62 Euro



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