Tremolo-, Oktav- und Wender-Mundharmonika

Hier erfährst du, was eine Tremolo-, Oktav- oder eine Wender-Mundharmonika ist und wie sie sich voneinander unterscheiden. Alle drei haben vieles gemeinsam. Deswegen werden sie auch auf einer gemeinsamen Seite betrachtet. Grundsätzlich erkläre ich dir daher die grundlegenden Infos in den Abschnitten zur Tremolo-Mundharmonika. Damit du nicht durch die Wiederholung genervt wirst, gehe ich in den Abschnitten zur Oktav- und zur Wender-Mundharmonika nur noch auf die Unterschiede zu den Tremolo-Instrumenten ein.

Tremolo-Mundharmonika Oktav-Mundharmonika Wender-Mundharmonika
Tremolo-, Oktav-, und Wender-Mundharmonika

Wenn dir dann noch etwas unklar ist, darfst du gerne einen Kommentar schreiben :)

Was ist eine Tremolo-Mundharmonika?

Tremolo-Mundharmonika

Matthias Gruber

Die Tremolo-Mundharmonika ist ein Instrument, das vor allem durch ihre vielen Löcher auffällt. Hinter jedem Loch befindet sich ein Kanal, in dem eine Stimmzunge liegt. Beim Spielen werden mehrere Stimmzungen zum Schwingen gebracht. Deren Klang mischt sich zu einem sehr schnell in der Lautstärke schwankenden, pulsierenden Ton (Tremolo-Effekt).

Tremolo Schwebung
Tremolo Schwebung

Größe

Es gibt verschiedene Ausführungen dieser Mundharmonika-Art, wobei sich die Instrumente darin unterscheiden, wie viele Töne darauf gespielt werden können. Die kleinsten Instrumente sind circa 12 cm, die größten ungefähr 20 cm lang. Deswegen passen sie schon nicht mehr so gut in eine Hosentasche, sind aber immer noch recht handlich.

Preis

Preislich liegt eine Oktav- und Tremolo-Mundharmonika in der Mitte zwischen einer chromatischen und einer Richter-Mundharmonika. Blues Harps sind bis auf Profi-Instrumente günstiger, weil sie weniger komplex aufgebaut sind und wesentlich weniger Stimmzungen verbaut haben. Bei einer chromatischen Mundharmonika ist der Herstellungsaufwand wiederum durch den Schieber noch höher, was sich im Preis niederschlägt.

Tremolos sind bereits für etwa 20 Euro erhältlich. Um ein anständiges Instrument sein Eigen zu nennen, sollte man aber schon bereit sein 60 Euro und mehr auszugeben.

Wie lerne ich Tremolo-Mundharmonika spielen?

Wie du Mundharmonika spielen lernst, erfährst du in meinem gleichnamigen Artikel.

Wer spielt Tremolo-Mundharmonika?

  • Mickey Raphael (Willie Nelson)
  • Howard Levy
  • Konstantin Reinfeld
  • Rachelle Plas
  • Natacha Seara

Was ist die Besonderheit daran?

Die Tremolo-Harmonika ist weltweit wohl die am meisten benutzte Form der Mundharmonika. Dies ist vor allem auf die Verbreitung in Asien zurückzuführen.

Charakteristisch bei ihr ist der durch den Schwebungseffekt der beiden Stimmzungen entstehende Tremoloklang. Dieser klingt ein wenig nach Akkordeon. Durch die zwei gleichzeitig verwendeten Stimmzungen klingt der Ton voller, als etwa der einer Richter- oder chromatischen Mundharmonika.

Welche Varianten gibt es?

Es gibt Ausführungen mit 20, 24, 32, 48 und 60 Stimmzungen. Je Stimmzunge existiert ein Luftkanal. Spezialformen sind die Wender- und die Kreuzwender-Harmonika (siehe auch weiter unten).

Regionale Unterschiede bestehen zwischen der europäischen und der asiatischen Ausführung. Diese unterscheiden sich zum einen in der Tonanordnung. Zum anderen ist die Geschwindigkeit des Tremolos bei den asiatischen Instrumenten langsamer als bei den europäischen Mundharmonikas. Das langsame Tremolo eignet sich auch sehr gut für Irish Folk und schottische Melodien.

Anwendung: Was kann ich damit machen? Was nicht?

Tremolo- und auch Oktav-gestimmte Mundharmonikas können sowohl für das Spielen von Melodien, als auch als Begleitinstrumente eingesetzt werden. Bei Melodien hat ihr schimmernder, heller Klang einen besonderen Reiz. Sie klingt gleichzeitig auch voller und lauter als z. B. eine chromatische oder Richter-Mundharmonika. Gerade deswegen eignet sie sich auch sehr gut zur Begleitung anderer Instrumente und Sänger. Als Akkord gespielt, zaubert sie einen Akkordeon-ähnlichen Klangteppich, der den Gesamtklang heller, emotionaler und fröhlicher macht. In Kombination mit rauen Stimmen ergänzt sich das sehr gut. Davon machte beispielsweise Willie Nelson oft Gebrauch.

Als Anfangs-Instrument ist von einer Tremelo-Mundharmonika eher abzuraten. Sie ist zwar in weiten Teilen Asiens ein Einsteiger-Instrument, hat aber einen entscheidenden Nachteil: Es erklingen immer zwei Töne gleichzeitig. Für Anfänger ist es damit schwieriger herauszuhören, ob ein sauberer einzelner Ton gespielt wurde oder bereits der Ton des Nachbarkanals mitgespielt wurde. Allerdings sind die Kanäle auch größer als z. B. bei einer Richter-Harmonika. Wer schon etwas musikalische Erfahrung mitbringt, sollte damit gut zurecht kommen. Für die anfänglichen Erschwernisse belohnt sie den Spieler ja mit ihrem voluminösen Klang.

In Europa werden Oktav- und Tremolo-Mundharmonikas überwiegend in traditionellen Musikstilen eingesetzt. Im deutschsprachigen Raum ist dies Volksmusik und Schlager. Zudem kommt sie gerne in Fahrten- und Wanderliedern zum Einsatz. Auch in der keltischen Musik ist sie populär, wie beispielsweise im Irish Folk und in schottischer Musik.

In Südamerika findet sie ebenfalls in volkstümlichen Musikrichtungen wie der mexikanischen Ranchera Musik oder dem argentinischen Tango Anwendung. In der nordamerikanischen Musik ist sie dagegen fast gar nicht anzutreffen, einzige Ausnahme ist die Cajun-Musik aus den Südstaaten.

Wenn wir uns noch weiter auf dem Globus umschauen, so überrascht, dass die Tremolo-Mundharmonika gerade in Asien sehr weit verbreitet ist. Dort findet sie in allen Musikstilen Anwendung. Gerade japanische Spieler beherrschen sie meisterhaft und spielen darauf anspruchsvollste Musikstücke aus der klassischen Musik. In der chinesischen Popmusik wird sie zudem sehr oft als Melodieinstrument eingesetzt. Das zeigt, dass das Instrument grundsätzlich zu mehr im Stande ist, als wir Europäer damit anstellen. Im Allgemeinen kann sie in jedem Musikstil eingesetzt werden, nur leider hat sie in unseren Breitengraden ein Oldie Image. Zu unrecht, wie ich finde.

Was meinst du dazu? Findest du sie angestaubt? Schreib deine Meinung unten als Kommentar.

Was kann man nicht machen?

Als diatonisches Instrument hat die Tremolo-Mundharmonika die selben Probleme, wie eine Richter-Harmonika. Sie besitzt ja nur die Töne einer Tonart und lässt sich deswegen nur begrenzt in Musikstücken einsetzen, in der mehrere Tonarten vorkommen. Umgehen lässt sich das durch den Einsatz mehrerer Instrumente im Wechsel.

Tremolo-Mundharmonikaspieler mit mehreren Instrumenten

East Midtown Partnership

Mundharmonikas in Molltonarten Stimmung gibt es selten. Sie werden von asiatischen Herstellern angeboten.

Je komplexer die Musik wird, desto schwieriger wird also das Spielen mit ihr. Möglich ist es prinzipiell schon. Gerade Künstler aus Asien beweisen das. Trotzdem wird sie in Klassik und Jazz eher selten eingesetzt.

Einzelne Noten ohne Tremoloschwebung lassen sich auch nur mit Übung spielen. Und da die Kanäle der Blas- und Ziehtöne meistens getrennt sind, ist das Bending von Tönen begrenzt einsetzbar.

Wie leicht zu lernen? Wie schwer zu spielen?

Aufgrund der Tatsache, dass mehrere der Löcher für einen Ton angespielt werden müssen, ist sie etwas schwieriger zu lernen, als z. B. eine Blues Harp. Das gilt jedoch nur für einfache Lieder. Denn sehr viele fortgeschrittene Spieltechniken gibt es nicht, wie z. B. das Bending, die das Lernen schwieriger machen. Im Vergleich zu einer chromatischen Mundharmonika ist sie etwas einfacher zu erlernen, weil kein Schieber betätigt werden muss.

Insgesamt ist die Tremolo-Mundharmonika immer noch recht leicht zu erlernen und eignet sich auch für absolut musikalische Laien.

Vorteile und Nachteile

Pro

  • Voller Klang
  • Passt gut in eine Tasche
  • Eignet sich gut für Begleitung

Kontra

  • Verschiedene Tonanordnungen je Hersteller und Region
  • Spielen komplexer Musik schwierig
  • Nicht in allen Tonarten verfügbar
  • Eher in traditioneller Musik eingesetzt

Wie ist sie aufgebaut?

Wie bei allen Mundharmonikas bestehen die Deckelplatten aus Blech und die darunter befindlichen Stimmplatten aus Messing. Auch die auf den Stimmplatten montierten Stimmzungen sind aus Messing. Der Kanzellenkörper, der den Luftstrom zu den Stimmplatten leitet, besteht bei den meisten Tremolos aus Holz oder Kunststoff (ABS).

Das besondere Merkmal der Tremolo ist, dass sie je Ton zwei Stimmzungen verwendet. Durch das Blasen oder Ziehen werden diese zum Schwingen angeregt und erzeugen so jeweils einen Ton. Die Stimmzungen sind etwas versetzt gestimmt.

Eine ist also auf die korrekte Tonhöhe gestimmt (im Bild blau), die andere etwas höher (im Bild violett). Werden die Schwingungen beider Töne zusammen addiert, so ergibt sich durch Auslöschung die sogenannte Schwebetonstimmung (im Bild rot). Der Klang ist trällernd, wellig und sehr obertonreich.

Wie schon im Bild erkennbar, ändert sich der ergebende Ton regelmäßig in der Lautstärke zwischen laut und leise. Genau das nennt man in der Fachsprache auch Tremolo (von italienisch „tremare“, „Zittern“). Wie oft sich die Lautstärke ändert und wie stark der Effekt ist, lässt sich durch den Grad der Verstimmung einstellen. Bei europäischen Mundharmonikas ist der Abstand zwischen drei bis fünf mal pro Sekunde. Asiatische Harmonikas trällern etwas langsamer. Stärkere Verstimmung ergibt einen stärkeren Effekt (engl. „wet“, „nass“), geringere Verstimmung ergibt einen kleineren Effekt (engl. „dry“, „trocken“).

Den Schwebeffekt macht man sich übrigens auch bei Akkordeons zunutze. Auch dort werden ähnliche Stimmzungen, wie bei der Mundharmonika benutzt. Deswegen ist der Klang dieser Mundharmonika-Art auch dem einer Ziehharmonika ähnlich.

Für die Anordnung der Töne auf den zwei Stimmplatten gibt es zwei gebräuchliche Systeme, die nach ihrem Ursprungsort benannt sind.

Das Wiener System enthält sowohl Blas- als auch Ziehtöne auf der selben Stimmplatte, die sich jeweils abwechseln. Auf der oberen und unteren Stimmplatte innerhalb eines Kanals ist jeweils der selbe Blas-, beziehungsweise Ziehton angebracht. Dabei ist der Ton auf der unteren Stimmplatte ein klein wenig nach oben in der Tonhöhe verstimmt. Blas- und Ziehtöne sind jeweils horizontal in unterschiedlichen Kanälen angeordnet.

1

2

Blaston C

Ziehton D

Blaston E

Ziehton G

Blaston C

Ziehton D

Blaston E

Ziehton G

Der Kanal wird zusätzlich nochmals in der Mitte „quergeteilt“. Wäre dies nicht der Fall, dann würde sich die Schwingung der beiden Stimmzungen innerhalb des Kanals aneinander angleichen. Weil beide Zungen mit derselben Frequenz schwingen, würde der Tremoloeffekt gar nicht entstehen. Die Unterteilung entkoppelt also beide Stimmzungen, so dass sich die Töne erst außerhalb der Kanzelle (Luftkanal) mischen können.

Zudem sind Blas- und Ziehton nicht im selben Kanal vereint, wie es bei der Blues Harp der Fall ist. Deswegen lässt sich eine Tremolo-Mundharmonika nach Wiener System nur ein bisschen durch Bending in der Tonhöhe verändern.

Auch beim Knittlinger System wechseln sich auf derselben Stimmzunge Zieh- und Blaston ab. Jedoch liegen hier beide in einem gemeinsamen Kanal. In gleicher Weise gibt es die Querteilung. Das Knittlinger System wird vor allem bei Oktav-Mundharmonikas eingesetzt.

In beiden Systemen gibt es je Kanal mit je einem Blas- und einem Ziehton also vier Löcher. Deswegen wird sie oft auch Vierloch-Mundharmonika genannt.

1

2

Blaston C

Ziehton D

Blaston E

Ziehton G

Blaston C

Ziehton D

Blaston E

Ziehton G

Tonsystem

Tremolo-Harmonikas sind diatonisch, das heißt, sie enthalten nur die Töne der Tonart, in der sie geliefert werden.

Tonumfang und Tonlage

Tremolo-Mundharmonikas werden meist in C- und G-Dur angeboten. Seltener findet man die Dur-Tonarten D, F, A und Bb (deutsch: B). Asiatische Versionen gibt es in A-Moll. Gespielt wird grundsätzlich in der Tonart, in der das Instrument ausgeliefert wurde.

Töne und ihre Anordnung

Es gibt bei Oktav- und Tremolo-Mundharmonikas viele Tonanordnungen, so dass man nicht von einem Standard sprechen kann. Teilweise bieten die Hersteller verschiedene Stimmungen bei unterschiedlichen Instrumenten an. Dabei hat jeder Hersteller seinen bevorzugten Standard. Deshalb sollte man sich die jeweilige Tonanordnung beim Wechsel von einer zur anderen Tremolo-Mundharmonika vorher anschauen.

Auch gibt es geografisch gesehen Unterschiede. Während die Tonanordnung in Europa und den USA auf der Richterstimmung basiert ( siehe Richter-Mundharmonika), wird von ost-asiatischen Herstellern eine abweichende Stimmung verwendet. Diese wurde 1913 von Shōgo Kawaguchi in Japan erfunden und passt besser zur asiatischen Musik.

Europäische Stimmungen

Die Grundlage der Tremolostimmungen ist die Richterstimmung (siehe diatonische Richter-Mundharmonika). Die Firma Hohner lässt den dort verwendeten ersten Kanal weg. In den oberen Oktaven entspricht diese Stimmung dann der Richterstimmung. Wie bei der diatonischen Richter-Mundharmonika kannst du sowohl den Grundakkord (Tonika oder I), als auch den Dominantakkord (V) zur Begleitung spielen.

Tonübersicht

Der Tonaufbau bei Hohner Oktav- und Tremolo-Mundharmonikas ist wie folgt:

Kanal (Hohner)

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Blasen

E

G

C

E

G

C

E

G

C

E

Ziehen

G

B

D

F

A

B

D

F

A

B

Die Tremolo- und Oktav-Modelle der Firma C.A. Seydel Söhne verwenden die Original-Richterstimmung. Hohner verwendet diese für die Golden Melody Tremolo-Mundharmonika:

Kanal

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Blasen

C

E

G

C

E

G

C

E

G

C

Ziehen

D

G

B

D

F

A

B

D

F

A

Asiatische Stimmungen

Die verbreitetste asiatische Stimmung basiert auch auf der Richterstimmung. Der Fokus liegt bei der asiatischen Variante mehr auf der Melodie. Die Blastöne und deren Anordnung ist bei beiden gleich. Bei der asiatischen Stimmung werden in der untersten und der obersten Oktave ein paar Töne verändert. Es kommen die bei der Richterstimmung fehlende Quinte (fünfter Ton) und der sechste Ton der Tonleiter wieder hinzu.

Tonübersicht

Kanal

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Blasen

G

C

E

G

C

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G

C

E

G

C

E

Ziehen

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F

A

B

D

F

A

B

D

F

A

B

Fett = gleich mit europäisch

Nun lassen sich auch hier Melodien spielen. Jedoch dreht sich in der untersten Oktave die Reihenfolge der Abfolge der Zieh- und Blastöne beim Spielen der Tonleiter im Vergleich zur Richterstimmung um. Um von einem Blaston ausgehend zum nächsthöheren Ton zu kommen, ist es deshalb nötig, einen Kanal nach unten zu rutschen.

Neben der asiatischen Stimmung für diatonische Instrumente gibt es dort auch chromatische Mundharmonikas in Tremolobauweise. Diese enthält zusätzlich zu den Tönen einer Tonleiter noch die restlichen in der westlichen Musik benutzten Halbtöne (siehe chromatische Mundharmonika). Die Tonanordnung gleicht der einer chromatischen Mundharmonika (Solostimmung). Die chromatische Tremolo-Mundharmonika ist vor allem in der ostasiatischen Popmusik oft zu hören.

Tab-Notation – nach Zahlen spielen

Mir ist keine Tabulatur-Notation für Tremolo- und Oktav-Mundharmonikas bekannt.

Wenn du eine kennst, darfst du mir gerne Bescheid sagen.

Spezielle Spieltechniken

Wie bei der Richter-Mundharmonika kann man auf einer Tremolo- oder Oktav-Mundharmonika auch die Zungenschlag Technik anwenden um quasi-gleichzeitig Melodie und Begleitakkorde zu spielen. Man verdeckt dabei die untere Oktave mit der Zunge während man in der Kernoktave die Melodie spielt. Gleichzeitig wird die Zunge abwechselnd angehoben, so dass dann kurz ein Akkord erklingt.

Weil die Mundharmonika ja nur in einer Tonart gestimmt ist, verwenden Spieler gleich mehrere abwechselnd, um komplexere Stücke oder Akkorde zu spielen, die mit einer Tonart nicht möglich sind. Die Instrumente werden dabei übereinander gelegt und in beiden Händen quasi gestapelt gehalten. Gerade in Asien wird diese Technik oft angewendet und die geschickten Spieler können sehr rasch zwischen den Mundharmonikas wechseln, so dass der Übergang fließend ist. Dass zwischendrin mit einer anderen Harmonika gespielt wird, hört man dabei nicht. Dadurch kann auch klassische Musik auf einer Tremolo-Mundharmonika gespielt werden.

Meistens spielt man ja beide Stimmzungen eines Tons. Geschickte Spieler können auch einen einzelnen Ton isolieren, so dass die Mundharmonika sich so ähnlich wie eine Blues Harp anhört. Den Tremoloeffekt hat man dabei zwar nicht mehr, dafür aber eine weitere Variation des Klangs. Erreichen kannst du dies, indem du die Mundharmonika so kippst, dass die Unterlippe den unteren „Kanal“ abdeckt.

Durch diese Spielweise sind dann sogar Bendings möglich: Das Verändern der Tonhöhe durch Änderung des Mund-Rachenraums. Allerdings sind diese im Vergleich zur Richter-Harmonika sehr begrenzt.

Welche kaufen?

Tremolo-Mundharmonikas gibt es von den Herstellern

  • Hohner
  • C.A. Seydel Söhne
  • Hering
  • Tombo
  • Suzuki und
  • Huang.

Aufgrund ihrer Beliebtheit in Asien bieten gerade asiatische Hersteller eine große Vielfalt an. Allerdings sind die Modelle dieser Hersteller in Europa schwieriger zu bekommen.

Wie bei allen anderen Arten, gibt es auch hier Qualitätsunterschiede aufgrund der Verarbeitung. Bei günstigen Modellen wird das Holz nicht versiegelt, so dass es quilt. Auch die Abstände zwischen den Stimmplatten sind größer, so dass mehr Luft zum Spielen benötigt wird. Gute Instrumente sind darüber hinaus ventiliert, was Atem spart und für ein fülligeres Klangbild sorgt.

Beispielinstrumente:

Weitere Kauftipps gibt es auch im Bereich Mundharmonika Kaufberatung:

Verbreitung

Die Tremolo-Mundharmonika ist auf der ganzen Welt im Einsatz. Besonders populär ist sie in Europa und Asien. In Europa und Südamerika wird sie vor allem für volkstümliche Musik eingesetzt. In Ostasien ist sie wiederum das Einsteigerinstrument für junge Musikschüler. Dies ist vergleichbar mit der in Europa dafür eingesetzten Blockflöte. In Asien wird die Tremolo-Harmonika darüber hinaus in jeder denkbaren Musikrichtung eingesetzt und es gibt professionelle Spieler, die das Instrument auf sehr hohem technischen Niveau beherrschen.

Lernmaterial gibt es in Deutschland eher weniger. Von Hohner gibt es einen Kurs. Vielleicht gibt es ein Mundharmonika-Orchester in deiner Nähe?

Wer hat die Tremolo-Mundharmonika erfunden? - Geschichte

Genau weiß man nicht, wer die Tremolo-Mundharmonika erfunden hat. Bekannt ist, dass Tremolo- und Oktav-Instrumente schon früh nach der Erfindung der Mundharmonika auftraten. Offiziell dokumentiert ist das Vorkommen schon um 1828. Ziemlich sicher ist auch, dass die Firma Wilhelm Thie in Wien schon relativ früh nach der Entstehung der Mundharmonika Tremolo-Instrumente herstellte. Diese war zu dem Zeitpunkt der größte Hersteller von Mundharmonikas und es haben einige ihrer Instrumente bis heute überdauert. Wien war der Ausgangspunkt der Mundharmonika-Produktion in Europa und damals ein wichtiges Zentrum der Musikinstrumente-Produktion.

Unter Mundharmonika Geschichte kannst du mehr über die Entwicklung der Mundharmonika vom Anfang bis heute erfahren.

Was ist eine Oktav-Mundharmonika?

Oktav-Mundharmonika

Matthias Gruber

Eine Oktav-Mundharmonika hat viele Ähnlichkeiten zu einem Tremolo-Instrument. Es wundert deswegen kaum, dass diese sich auch sehr ähnlich sehen. Oft sind die Oktav-Modelle an der sogenannten Bananenform erkennbar, wobei das Mundstück geschwungen anstatt gerade verläuft.

Beide verwenden dieselbe richterbasierte Tonanordnung. So dass zwischen europäischen Tremolo- und Oktav-Modellen eines Herstellers meist ohne Probleme und ohne umzulernen gewechselt werden kann.

Wie bei der Tremolo-, verwendet auch die Oktav-Harmonika zwei Stimmzungen je Ton. Im Klang unterscheiden sie sich jedoch. Denn im Gegensatz zur Tremolo, ist die zweite Stimmzunge im Abstand einer Oktave gestimmt. Dadurch erzeugt sie einen sehr fetten, voluminösen Klang, der an ein Akkordeon erinnert.

Die Bauweise folgt heute meist dem sogenannten Wiener Oktav System, das doppelt geteilte Kanzellen besitzt. Daneben gibt es auch Knittlinger Oktav Mundharmonikas, bei denen jeder Kanal einmal geteilt ist.

Eingesetzt werden Oktav-Mundharmonikas hauptsächlich in der traditionellen Musik. Im deutschsprachigen Raum entspricht dies der Volksmusik und dem Schlager. Desweiteren wird sie auch im Irish Folk und in der amerikanischen Cajun Musik eingesetzt. Weil der Klang Akkordeon-ähnlich klingt, kann sie prinzipiell in jeder Musikform verwendet werden, in der ein Akkordeon eingesetzt wird. Das gilt zum Beispiel für den Tango aus Südamerika.

In der europäischen Popmusik ist sie nicht mehr oft anzutreffen. Doch kann man der Oktav-Mundharmonika in Verbindung mit elektronischen Effekten sehr interessante Sounds entlocken.

Ein paar Beispielmodelle:

Was ist eine Wender-Mundharmonika oder eine Kreuzwender?

Wendermundharmonika Kreuzwendermundharmonika

Eine Wender-Mundharmonika ist im Grunde eine Doppel-Mundharmonika, denn in dieser sind zwei Instrumente in unterschiedlichen Tonarten vereint. Meistens handelt es sich um Tremolo-Mundharmonikas. Doch auch ein paar Oktav- und Richtermodelle gibt es. Die Wender hat vorne und hinten Kanäle, so dass sie umgedreht (gewendet) wird, um in der anderen Tonart zu spielen.

Wie bei einer diatonischen Mundharmonika stehen die Töne einer Tonleiter zur Verfügung. Möchte man in einer der Paralleltonleitern der Tonart spielen, weil sich beispielsweise der Begleitakkord geändert hat, fehlen diese Töne. Zur Begleitung stehen zwei der drei Dur-Hauptakkorde der Tonart zur Verfügung. Der Subdominantakkord (IV) lässt sich nicht spielen. Durch die geschickte Kombination zweier Instrumente lassen sich diese Nachteile ausgleichen.

Meistens werden die Tonarten C und G in einem Instrument vereint. Mit dieser Kombi lassen sich mit G-, C- und D-Dur alle Hauptakkorde von G-Dur spielen. Daneben gibt es auch Wender-Instrumente in den Tonarten A/D und Bb (deutsch: B)/F.

Verbreitet ist zum Beispiel das Modell Echo Harp* von Hohner.

Bei einer Kreuzwender-Mundharmonika werden gleich mehrere Instrumente sternförmig verbaut. Es gibt Ausführungen mit sechs Harmonikas*, wobei jedes Instrument als Einsatz in das Gestell montiert werden kann. Somit können die Tonarten der Mundharmonikas vom Spieler festgelegt werden. Kreuzwender sind in der Volksmusik verbreitet.

Quellen



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