Der Blues, die Mundharmonika und die Eisenbahn sind eng verbunden. Kein Wunder also, dass du die Eisenbahn in vielen Blues-Harp-Songs findest. Hier sind die 10 besten Zug-Imitationen im Blues.
Die Eisenbahn nimmt im ländlichen Blues eine besondere Stellung ein. Denn als sich der Blues entwickelte, spielte die Bahn eine große Rolle im Leben der Menschen. Sie war das wichtigste Transportmittel für längere Entfernungen.
Es gibt sogar Gerüchte von Blues-Historikern, dass der Blues seinen Anfang auf einem Bahnhof nahm. Denn 1903 hörte W.C. Handy, während er auf einem Bahnhof in Mississippi auf einen Zug wartete, einen Mann Blues-Gitarre mit einem Messer spielen.
Diese und andere Begebenheiten prägten sich tief in Handys Gedächtnis ein. Ein paar Jahre später veröffentlichte er die erste Schallplatte mit Blues-Musik. Er war damit derjenige, der den Blues einem weiten Publikum bekannt machte und wurde darum „Vater des Blues“ genannt.
1: John Henry – Sonny Terry and Brownie McGhee
Die Eisenbahn wurde im Süden Amerikas von schwarzen Sklaven gebaut. Die Arbeit versuchte man sich durch Lieder erträglicher zu machen. So entstanden unzählige Work-Songs, die später einer der Einflüsse des Blues, Folk und Country wurden.
Einer dieser Songs ist die Legende von John Henry, der als befreiter Sklave oder als Häftling in West-Virginia am Bau der Eisenbahn schuftete. Er war ein sogenannter „steel-driving man“, der die Sprenglöcher für den Bau von Tunneln in den Fels trieb. Damals war das noch alles mühsame Handarbeit.
Als zu dieser Zeit dampfgetriebene Fels-Bohrmaschinen eingeführt wurden, soll John Henry der Legende nach einen Wettkampf gegen diese geführt haben. Diesen gewann er zwar, weil er schneller war, bezahlte seinen Sieg aber laut den Erzählungen mit dem Leben, weil er danach tot umfiel.
Diese Legende wurde Inhalt des Folk-Blues Songs „John Henry“, den auch Sonny Terry und Brownie McGhee gerne sangen. Er war auch im Programm vieler anderer Künstler, wie zum Beispiel Johnny Cash.
2: My Baby Caught the Train – Billy Branch
Mit der Eisenbahn waren auch allerlei Geschichten verbunden, die sich in so manchen Blues-Song niederschlugen. Zum Beispiel wenn ein Zug die Geliebte in weite Ferne bringt. Oder der Blues-Musiker der sich vor einem wütenden Ehemann in eine andere Stadt flüchtet.
Schließlich war die Eisenbahn, neben den Dampfern des Mississippi das einzige Transportmittel, mit dem sich größere Strecken schnell überbrücken ließen. Das Auto wurde ja erst später für alle erschwinglich.
Ein Beispiel für so einen Song ist der Blues Klassiker „My Baby Caught the Train“. Der Moll-Blues basiert eigentlich auf einem Howlin’ Wolf Song und wird in unzähligen Versionen von Blues-Künstlern gespielt. In dem Song geht es darum, dass die Freundin oder Frau in einen Zug steigt und den Sänger ganz alleine lässt.
Hier spielen den Song Billy Branch & The Sons Of Blues. Die Mundharmonika in diesem Video spielt Billy Branch persönlich. Dieser Track ist ein Beispiel dafür, wie stark und stimmungsvoll die Mundharmonika klingen kann.
3: Hobo Blues – John Lee Hooker
Da sich viele der Schwarzen kein Ticket in einem Personen-Zug leisten konnten, schlichen sie sich heimlich in Frachtzüge. So reisten die meisten Blues-Musiker als illegale „Hobos“ Huckepack auf Zügen von Stadt zu Stadt.
Als „Hobo“ bezeichnen sich amerikanische Wanderarbeiter, die mit Hilfe der Eisenbahn von Stadt zu Stadt ziehen. Die Hobo waren vor allem zur Zeit der großen Depression in den Staaten weit verbreitet. Über sie gibt es unzählige Filme, Lieder und Legenden, weil auch viele berühmte Personen einmal als Hobo unterwegs waren.
Von seinem Leben als ziehender Blues-Künstler singt auch John Lee Hooker in seinem „Hobo Blues“. In dem Blues-Klassiker beschreibt er, wie er von früh morgens Zuhause abhaut und mit einem Frachtzug weit weg fährt. Wie so viele der Hobos, bekommt er in der Ferne Heimweh und vermisst sein Baby.
4: Midnight Special – Sonny Terry and Brownie McGhee
Für viele der befreiten Sklaven im Süden Amerikas, war die Eisenbahn auch ein Symbol der Hoffnung. Sie konnten auf den Feldern die Pfeife der Loks von weitem hören. Und dies verbanden sie mit der Hoffnung einfach an Bord zu springen und damit in die Freiheit zu fahren.
Auch vielen Gefängnisinsassen ging es so, denn sie konnten die Dampfpfeife der Loks in ihren Zellen oder bei ihren Arbeitseinsätzen hören. Davon handelt auch der traditionelle Folk-Blues Song „Midnight Special“, der von unzähligen Rock, Blues und Country Künstlern aufgeführt wird.
Er erzählt die Geschichte des Alltags im Straflager, der immer wieder durch die Pfeife der Dampflock „Midnight Special“ unterbrochen wird. Diesen Zug konnten die Insassen tatsächlich des Nachts immer in ihrer Zelle in einem Gefängnis in Texas hören.
Hier singen den Song-Klassiker Sonny Terry und Brownie McGhee. Bemerkenswert ist dabei, wie Sonny den Zug auf der Mundharmonika nachahmt.
5: Southbound Train – Muddy Waters
Nicht zuletzt war ein Zug auch ein Weg zur Flucht für Schwarze, der die Ungerechtigkeit des Südens entkommen wollten. Millionen ehemaliger Sklaven suchten so in den Städten des Nordens und Westens ein besseres Leben. Dort fanden sie Arbeit in den Fabriken und kamen so auf ein besseres Einkommen, als im Süden.
Auch die meisten Väter des Chicago Blues, wie Muddy Waters oder Little Walter, fanden in den 1940ern mit der Eisenbahn ihren Weg in die Stadt. Dort fanden sie ihr Publikum und wurden von dort aus durch ihre Schallplatten bekannt.
In „Southbound Train“ interpretiert Muddy Waters einen Song von Big Bill Broonzy. In dem Song geht es, nach einer enttäuschten Liebesbeziehung, mal ausgerechnet in die umgekehrte Richtung. An der Mundharmonika ist James Cotton mit einer diatonischen Blues-Harp.
6: Boogie Woogie und die Eisenbahn
Auch der Boogie-Woogie ist eng mit der Eisenbahn verbunden. Denn entstanden ist er in den Bars der afroamerikanischen Eisenbahnarbeiter in Texas. Dort wurde in den 1870er Jahren das Streckennetz der Southern Pacific Railroad gebaut.
Die treibenden Geräusche der Dampflokomotiven sollen laut Historikern die Inspiration für den Boogie-Rhythmus gewesen sein, den Pianisten in den Barrelhouses mit dem Blues verbanden. So diente der Boogie als Unterhaltung für die Eisenbahnarbeiter.
Aus den Kneipen der Bahn-Arbeiter fand der Boogie seinen Weg in die ganze Welt und beeinflusst bis heute, wie das Piano in Blues und Rock gespielt wird. Bis heute bleiben Elemente und Sounds, die an die Eisenbahn erinnern, Teil des Boogie Woogie.
7: All Aboard – Muddy Waters, Little Walters, James Cotton
Auch in diesem Song dreht sich alles um die Eisenbahn. Es beginnt sogar mit dem Ruf des Schaffners, der die Fahrgäste aufruft an Bord zu kommen. Dann hört man die Bahn förmlich in Form der Band.
Die Besonderheit dieser Aufnahme ist, dass hier gleich zwei Mundharmonika-Götter auf einen schlag zu hören sind. Die chromatische Mundharmonika spielt Little Walter Jacobs meisterhaft und illustriert hier die unterhaltsame Bahnfahrt. Und die Dampfpfeife spielt James Cotton auf der diatonischen Harp.
8: This Train Is Bound for Glory – Terry McMillan
Der Blues und Gospel sind eng verwandt. Viele Blues-Spieler haben in der Kirche angefangen Musik zu machen. Andere wechselten zwischen Gospel und Blues hin und her. Beides hat sich gegenseitig befruchtet.
Ein Beispiel dafür ist das Lied „This Train is Bound for Glory“. Dieser Gospel-Klassiker ist die Vorlage für Little Walters Blues-Hit „My Babe“. Im Prinzip wurde er nur mit einem anderen Text versehen – fertig war der Blues Song, der obendrauf noch der erfolgreichste R&B Titel des Jahres 1955 wurde.
In diesem Video wird „This Train“ von Terry McMillan gespielt, einem Mundharmonika-Spieler, der für viele Country-Hits im Studio stand.
9: Mystery Train – Elvis Presley
Die Eisenbahn war im gesamten Süden eine Inspiration für alle Musiker. Auch in der Folk- und Country-Musik kommt sie immer wieder vor. Als in den 1950ern der Rock’n Roll aus der Taufe gehoben wurde, erwachte in den weißen Teenagern eine Begeisterung für den Blues.
Diesen mischten sie mit der ihr vertrauten Country-Musik und aus der Melange wurde dann der Rockabilly. Im Rockabilly wurden immer wieder Blues-Songs aufgegriffen und mit etwas mehr Pep in Szene gesetzt.
Ein Beispiel dafür ist der Song „Mystery Train“, der heute zu den Rockabilly Klassikern zählt. Das Original ist ein Blues-Song von Junior Parker, der Mundharmonikaspieler und Blues-Sänger war. Berühmt gemacht hat das Lied dann aber kein anderer als Elvis Presley.
Hier wird der Song von der Paul Butterfield Blues Band gespielt.
10: Train Ride – Juzzie Smith
Auch heute noch begeistern Eisenbahn-Songs auf der Mundharmonika das Publikum. Das liegt an ihrem treibenden und packenden Rhythmus. Und wie kein anderes Instrument, eignet sich die Mundharmonika dazu einen Zug nachzumachen. Darum muss jeder Mundharmonikaspieler eine Zugimitation beherrschen.
Der Australier Juzzie Smith sorgt mit seiner One-Man-Band immer wieder für Aufsehen. Hier spielt er einen Train Song, den du kennen musst.
Fazit
Der Blues und die Eisenbahn – beides ist untrennbar mit einander verbunden. Denn unzählige Lieder sind vom Rhythmus der Bahn beeinflusst. Und in den Texten von hunderten Songs geht es um Züge und alles was damit verbunden ist.
Die Mundharmonika ist eines der Instrumente, mit denen sich Züge am besten nachahmen lassen. Kein Wunder, dass sie sich auch in jedem Zug-Song, der es auf sich hält, wiederfindet. Darum wird man als Harp-Spieler früher oder später so einen Song spielen.
Auch heute noch begeistert eine Zugimitation jedes Publikum. Das muss man als Harp-Spieler einfach können. Willst du auch können? Lerne es in unserer Spielfabrik. Dort zeige ich dir, wie es geht.
Let the good times roll – Mark
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