So spielst du auf der Mundharmonika Einzeltöne

Du hast dir eine Mundharmonika besorgt und weißt jetzt, wie du sie richtig in der Hand hältst. Bestimmt hast du bereits mit ihr experimentiert und ihr ein paar Töne entlockt, dabei aber immer mehrere Töne gleichzeitig gespielt. Jetzt fragst du dich: „Wie schaffe ich es, einzelne Töne zu treffen?“

Mundharmonika Einzeltöne spielen

Im folgenden Artikel zeige ich dir, wie du auf der Mundharmonika einen sauberen Einzelton spielst.

Die ersten Töne erzeugen durch Blasen und Ziehen

Einen Einzelton erzeugst du auf deiner Mundharmonika, indem du Stimmzungen mit Luft zum Schwingen bringst. Im Inneren jedes Kanals liegen die Stimmzungen. Durch Einatmen oder Ausatmen kannst du Luft durch den Kanal blasen oder ziehen. Beim Blasen erklingt ein anderer Ton als beim Ziehen, weil es für jeden Ton eine andere Stimmzunge im Kanal gibt.

Das funktioniert auch, wenn du durch mehrere Kanäle gleichzeitig atmest. Glücklicherweise klingt der Sound der dadurch entsteht auch schon ziemlich gut. Das ist Absicht, denn die Töne sind bewusst so angeordnet, dass sie miteinander immer gut klingen. Man nennt solche gleichzeitig gespielten Töne auch einen Akkord. Deswegen kannst du von Anfang an ganz entspannt sein, denn es klingt trotzdem angenehm, auch wenn du mal mehrere Töne gleichzeitig triffst.



Ob du's glaubst oder nicht – mit diesen zwei Akkorden kannst du bereits richtige Musik machen. Zum Beispiel, indem du einen Gitarristen während seines Solos begleitest.

Die drei wesentlichen Techniken um Einzeltöne auf der Mundharmonika zu spielen

Wenn du auf der Harp eine Melodie oder ein Solo spielen willst, möchtest du aber doch einzelne Töne treffen. Um auf der Mundharmonika einen Einzelton zu spielen, haben sich drei Spieltechniken herausgebildet:

  • Die Spitzmund-Technik
  • Das Tongue Blocking
  • Die Technik mit der aufgerollten Zunge (auch: U-Blocking)

Jede der Spieltechniken hat ihre Vorteile und Nachteile. Im Idealfall wirst du deswegen später als fortgeschrittener Spieler mit den beiden ersten und wichtigsten Einzelton-Spieltechniken spielen wollen.

Am Gebräuchlichsten ist heute beim Einzeltonspiel die Spitzmund-Technik. Andere Namen für die Spitzmund-Technik sind auch Lipping oder Lip-Pursing. Bei der Spitzmund-Technik werden die Lippen zu einer Art „Kussmund“ geformt. Dadurch entsteht vorne eine kleine Öffnung, die gerade so groß ist, dass nur ein Kanal getroffen wird.

Das Spielen mit spitzem Mund ist für Anfänger am einfachsten zu lernen. Und es erleichtert dir auch das Lernen der Bending-Spieltechnik. Das Bending ist später auf der diatonischen Mundharmonika sehr wichtig um den typischen Sound hinzubekommen. Der Spitzmund hat aber noch einen weiteren Vorteil: Gerade sehr schnelle Stücke kannst du nur mit dieser Einzelton-Technik sauber spielen. Deswegen empfehle ich jedem Einsteiger mit der Spitzmund-Technik zu beginnen. Du kannst die anderen Spieltechniken dadurch später einfach und schnell lernen.

Auch das Tongue Blocking ist weit verbreitet. Im Deutschen wird sie auch als Zungenabdeck-Technik bezeichnet, da die Zunge die Mundöffnung so verkleinert, dass nur noch ein Ton hörbar ist.

Ganz früher war das Tongue Blocking die von den Herstellern empfohlene Einzelton-Spieltechnik und sie spielt im Blues-Spiel eine besondere Rolle. Diese Spieltechnik ist für Anfänger nicht so einfach zu lernen. Dadurch, dass man die Zunge immer wieder nachführen muss, ist deine Spielgeschwindigkeit bei dieser Technik eingeschränkt. Und auch das Bending ist damit schwerer zu erlernen, weil dafür eben auch die Zunge eingesetzt wird.

Die Technik mit der aufgerollten Zunge (U-Block) ist eher eine Ausnahme. Hier wird die Zunge so aufgerollt, dass sie vorne ein U bildet. Die Zunge berührt die Mundharmonika, während du durch das „U“ in den Kanal bläst.

Aber Vorsicht: Diese Spieltechnik ist nicht für jeden geeignet. Denn viele Menschen können die Zunge überhaupt nicht so aufrollen. Und weil du beim Bending auch die Zunge benutzt, hast du mit der Technik später immer wieder Schwierigkeiten. Die U-Block Technik hat ebenfalls den Nachteil, dass man dazu verleitet wird, mit einer ungünstigen Mundform zu spielen. Auch klingt dein Sound mit dieser Spieltechnik meist sehr dünn. Deswegen wird die „aufgerollte Zunge“ auch von keinem Profi verwendet.

Darum rate ich dir, diese Einzelton-Spieltechnik nur im Notfall zu lernen. Nämlich genau dann, wenn du mit den beiden anderen Techniken überhaupt nicht klar kommst.



Wie du einen Einzelton mit der Spitzmund-Technik spielst

Das Ziel bei dieser Einzelton-Technik liegt darin, dass du mit den vorderen Lippen eine Art „O“ bildest. Also ein kleines Loch, durch das du in die Mundharmonika pustest. Hier sind die Schritte, die du dafür durchführst, damit du ein Gefühl für die Mundstellung bekommst:

  1. Du schließt den Mund und machst dann einen Kussmund. Dafür musst du die Spitze der beiden Lippen etwas zusammen drücken.
  2. Öffne nun an der vordersten Spitze die Lippen, so dass eine kleine Öffnung entsteht. Die Lippen sehen dann so aus, als ob du Pfeifen willst, oder vorne einen Strohhalm zwischen die Lippen nimmst.

Mundharmonika Mundstellung Lip Pursing

Probiere einfach mal kurz zu pfeifen und merke dir, wie deine Mundstellung dabei ist. Nutze einen Spiegel um zu sehen, ob das Loch weit genug offen ist. Das „O“ sollte ungefähr so groß sein wie das Loch des Kanals. Es sollte sogar ein bisschen größer sein.

Jetzt kennst du die grundlegende Mundstellung und könntest im Prinzip loslegen. Aber es gibt noch ein paar Dinge zu beachten, damit du es später einfacher hast.

  1. Feuchte die Lippen an, bevor du die Mundharmonika an die Lippen bringst. Dadurch hast du eine Art Gleitfilm und die Harp flutscht beim Spielen einfach im Mund. Machst du das nicht, dann klebt die Harmonika beim Spielen fest und bleibt stecken.Mundharmonika Lippen anfeuchten
  2. Schiebe die Mundharmonika jetzt weit in den Mund hinein. Du kannst sie sogar bis an die Mundwinkel zurückschieben. Je weiter die Harp im Mund ist, desto voller klingt sie. Achte darauf, dass die Mundharmonika locker im Mund liegt. Lass es aber bitte sein, deine Harp in den Mund hinein zu pressen.
  3. Achte darauf, dass die Mundharmonika nur die Innenseite der Lippen berührt. Das ist sehr wichtig. Denn die Außenseite wird schnell wieder trocken und dann hängt die Mundharmonika irgendwann fest. Die Innenseite der Lippen ist aber immer feucht. Dadurch gleitet die Mundharmonika bequem beim Spielen. Und weil die Lippen dann optimal abdichten, verlierst du so gut wie keine Luft beim Spielen. Der Name „Spitzmund-Technik“ ist in dieser Hinsicht irreführend. Denn deswegen meint man als Anfänger, dass man mit der Außenseite der Lippen spielen soll. Aber dadurch bekommst du, wie du siehst, viele Probleme.
  4. Jetzt machst du den Pfeifmund: Bringe die Mundwinkel zusammen, so dass dein Mund ein „O“ formt. Mundharmonika Kussmund
    Bestimmt fragst du dich: „Wenn ich die Mundharmonika so tief im Mund habe, kann ich aber vorne kein kleines „O“ bilden?“.
    Doch das geht, aber mit einem Trick: Du kippst das hintere Ende der Mundharmonika nach oben! Dadurch wird die Luft durch die natürliche Form der Unterlippe bereits zu einem einzigen Kanal geleitet. Probier's gleich mal. Du wirst merken, dass du dann auch deine Lippen gar nicht so stark zusammenpressen musst. Und dadurch spielst du viel entspannter. Die Harp kann ruhig zwischen 30 bis 45 Grad gekippt werden. Aber nur so viel, damit du auch komfortabel spielen kannst. Hier darfst du gerne etwas experimentieren. Die richtige Stellung für alle gibt's nämlich nicht. Nur die richtige Stellung für dich!Mundharmonika mit Spitzmund

Vielleicht hast du das Einzelton-Spielen gerade versucht und festgestellt, dass es am Anfang gar nicht so leicht ist. Das liegt daran, dass die Tonkanäle so klein sind und sie sehr eng aneinander liegen. Es ist sogar das Schwierigste was du als Einsteiger lernst. Aber keine Panik, das geht am Anfang jedem so. Es ist reine Übungssache. Du schaffst das. Mit der Zeit hast du den Kniff heraus und dann klingen alle deine Töne sauber. Wie lange das dauert hängt davon ab, wie oft du übst. Sei also am Anfang nicht all zu kritisch mit dir und akzeptiere einfach, dass hin und wieder mal mehrere Töne erklingen.



Beim Spielen von Einzeltönen gibt es noch weitere Tricks. Diese erfährst du in meinen Kursen für Mundharmonika in der HarmonicaRocks Spielfabrik.



Fazit

Mit diesem Artikel hast du den zweiten großen Schritt in Richtung Mundharmonika-Spielen gemacht. Im letzten Artikel hast du gelernt, wie du die Mundharmonika richtig hältst. Diesmal ging es um das Treffen sauberer Einzeltöne. Für Einsteiger ist das Spielen von einzelnen Tönen die größte Hürde. Zum Glück bist du jetzt optimal vorbereitet, denn

  • Du hast deine ersten zwei Akkorde auf der Mundharmonika kennengelernt
  • Du kennst die drei wesentlichen Spieltechniken um Einzeltöne zu spielen
  • Du weißt jetzt, wie du mit dem Spitzmund einen sauberen Ton spielst
  • Du weißt worauf du achten musst, damit du flüssig und mit einem satten Klang spielen kannst.

Jetzt kannst du gleich loslegen und daran üben, einzelne Töne zu spielen.

In den nächsten Artikeln dieser Serie erfährst du, wie die Töne deiner Harp angeordnet sind, wie du eine Tonleiter spielst und du lernst den Einsteiger-Klassiker schlecht hin zu spielen.

Let the good times roll – Mark

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12 Kommentare

  • Hallo, das war sehr informativ, danke ! Die Einzeltöne sauber hinzubekommen ist schwieriger als ich erwartete.

    Das Musikstück von Sonny Terry hat mir sehr gefallen ! Margret
    • Hallo Margret,

      vielen Dank für deinen Kommentar.

      Zugegeben, es ist am Anfang schon knifflig. Es kann auch etwas dauern, bis es sitzt, aber das ist vollkommen normal. Ist eben noch kein Meister vom Himmel gefallen, oder?

      Aber mit etwas Experimentieren, Probieren und Üben sind die Einzeltöne für jeden machbar. Und wenn du das Einzeltonspiel beherrschst, hast du den schwierigsten Schritt bereits hinter dir.

      Sonny Terry kann ich jedem Mundharmonika-Fan besonders ans Herz legen.

      Viele Grüße Mark
  • Bei der Spitzmundtechnik erwähnst du den Trick die Harp nach oben zu drücken. Welches Ende ist gemeint? Das vis a vis vom mund oder die Links und Rechts?
    • Hi Matthias,

      du kippst die Vorderseite der Harp etwas nach unten. Also dort wo die Löcher sind.

      Die Hinterseite, wo der Schall herausströmt, zeigt leicht nach oben.

      Die Mundharmonika bleibt dabei immer schön waagerecht. Denn wenn du sie nach links oder rechts kippst, kannst du sie ja nicht flüssig spielen.

      Achte auch darauf, dass du die Harmonika nur ganz locker an die Lippen drückst. Eben gerade soviel wie nötig ist.
    • Ich habe auch erst ma letzten Wochenende einen kurzen Einführungskurs an der VHS gemacht. Da war das dann dennoch alles ein wenig viel. Gefunden habe ich diese Kipptechnik auch auf Youtube

      https://www.youtube.com/embed/IXAescJQMP4?rel=0&showinfo=0

      Grüße, Rainer
      • Hallo Rainer, danke für deinen wertvollen Beitrag!

        Genau, das ist das Problem bei VHS Kursen oder Workshops: Man lernt kurzfristig viel, danach vergisst man aber fast alles wieder.

        Ein Musikinstrument zu lernen braucht eben länger als einen Tag oder ein Wochenende :)

        Besser ists wenn du in kleinen Häppchen lernst und gründlich übst. Ein Haus wird ja auch Stein auf Stein gemauert.

        Die notwendigen Schritte, dazu effiziente Übungen in der optimalen Reihenfolge - das bietet dir ein guter Kurs. Damit kommst du am schnellsten zum Ziel: Mundharmonika spielen.
        • Hallo Mark,

          genau das mit der Lerngeschwindigkeit denke ich auch, zumindest wenn man nur interessiert und fleißig, aber nicht extrem talentiert ist. Ich habe auch schon Kurse zum Tanzen oder Nordic Walken besucht, auch da geht es um das gleiche, nämlich etwas ungewohntes (in diesen Fällen relativ unnatürliche Bewegungen) zu erlernen. Ich brauchte da immer die Woche Pause zwischen den Kurstagen, um das neu Gelernte ein wenig zu üben und zu vertiefen, bevor weitere Neuigkeiten auf mich einstürmen. Es gibt an der VHS auch einen Harp-Kurs, der über 8 Wochen läuft, aber der ist zum einen erst im Herbst und ich bin dann für jede Lehrstunde noch rund 90 Minuten unterwegs. Da habe ich erst mal den Crash-Kurs genommen und war froh, dass es überhaupt so etwas in der Nähe gab.

          Viele Grüße, Rainer
  • Hallo.

    Ja, Einzeltonspiel hat schon was, egal, ob der Harp oder der Chrom. Wobei ich seit rund 50 Jahren die "Chrom" bevorzuge, da ich hier ALLE Tonarten auf nur einem Instrument spielen kann. Außerdem habe ich keine Probleme, in den verschiedenen Oktaven zu spielen, da es immer gleich abläuft. Und übrigens: ich spiele IMMER abgedeckt, also mit der Zunge. Mit Spitzmund ist man niemals so schnell und vor allem so sicher, wie mit der Zungentechnik.
    • Hallo Hermann,

      es gibt da zwei Lager, die sich darum streiten, welche Technik jetzt die bessere ist. Ob das Sinn macht?

      Es ist letztlich eine Gewohnheitssache, welche man bevorzugt.

      Man kann mit beiden Techniken schnell und sicher spielen, wenn man diese beherrscht. Beide Techniken haben ihre eigenen Vorteile aber auch Nachteile und die besseren Spieler beherrschen darum auch beide.

      Viele Einsteiger tun sich mit der Spitzmundtechnik am Anfang leichter - vor allem auf der diatonischen, die auch die meisten Leute spielen wollen. Denn einige fortgeschrittene Techniken sind auf der diatonischen damit wesentlich einfacher zu erlernen.

      Bei der Chrom braucht man das freilich nicht zu beachten.

      Liebe Grüße

      Mark
  • Servus spiele seit drei Jahren und habe es immer noch nicht im Griff, der eine Erzählt mir Du kannst ja Einzelton spielen in Tube, der andere Sagt du hast zu viel Hall in deinen Songs so geht das nun drei Jahre schon.

    Nun es ist nicht so einfach das habe ich schon gemerkt, wenn das Erstellen des Songs nicht stimmt hörst du auch

    den Einzelton raus oder auch nicht wenn einer mir mir den Text mit mir teilt dann versuche ich es weiter.

    harmonica-harp

    PS: auch Helmi
  • Beim der Erklärung des torque blocking steht was von "schwerer, weil die zunge immer wieder nachgeführt werden muss"...

    was ist mit nachgeführt gemeint?...
    • Hallo Marci,

      danke für deinen Kommentar. Man muss beim TB eben zusätzlich zur Mundform auch noch die Zunge vorne im Mundwinkel halten. Das ist am Anfang schon etwas gewöhnungsbedürftig.

      Aber alles nur eine Sache der Übung. Irgendwann geht dir das in Fleisch und Blut über. Und dann gibt es auch keinen großen Unterschied. Welcher Ansatz einem besser gefällt, ist letztens Geschmackssache.

      Liebe Grüße

      Mark

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